RoSana Waldhaus

Kategorie: Öffentlich
Zeitraum: 2019-2021
Ort: Rosenheim, Deutschland
Architektur: ARGE Heringer & Rauch
Ausführung: Lehm Ton Erde Baukunst GmbH
Am Anfang stand das gemeinsame Ziel, das Gästehaus RoSana so gesund wie möglich für Mensch und Umwelt zu realisieren.
Von Beginn an entschieden wir uns für eine Konstruktion aus Holz, Erde und Weide und reduzierten den Einsatz von Beton, Stahl, Schäumen, Klebstoffen und anderen problematischen Materialien auf ein Minimum. Das Gebäude dient als Gästehaus für das Ayurveda-Retreat-Zentrum RoSana in Rosenheim und richtet sich an Menschen, die körperliche und mentale Entlastung suchen, sich auf ihre innere Stärke besinnen, neue Energie schöpfen und Erdung erfahren möchten.
Die räumliche Gestaltung folgt dieser Haltung konsequent. Die Zimmer bestehen aus wenigen, klar gewählten Materialien: Stampflehm, Lehmputz, Lehm-Kasein-Böden und handgefertigte Keramiken auf einer tragenden Holzkonstruktion. Diese bewusste Reduktion und die sichtbaren Spuren des Handwerks in den unterschiedlichen Lehmbau-Techniken wirken beruhigend auf den Geist und schärfen zugleich die Sinne. Natürliche Materialien sind auch in präziser Ausführung nie vollkommen – und genau darin liegt ihre Qualität. Gerade in Momenten von Erschöpfung oder Krankheit können perfekte Oberflächen ein Gefühl von Unzulänglichkeit verstärken. Erdige Wände hingegen umhüllen, erden und vermitteln eine archaische Authentizität, die uns an die elementaren Grundlagen unseres Daseins erinnert.

Der Bauplatz nahe einer alten Mühle in Rosenheim ist äußerst sensibel eingebettet in einen Auwald und umflossen von zwei Armen der Mangfall. Unser Entwurf nimmt diese Situation auf und integriert fünf Gästezimmer sowie eine Mitarbeiterwohnung. Das Gebäude wurde um einen bestehenden Technikraum und eine notwendige Parkfläche entwickelt, die bewusst so angelegt ist, dass sie in Zukunft – mit weniger Individualverkehr – zu einem Yoga- oder Veranstaltungsraum umgenutzt werden kann.
Die primäre Tragstruktur besteht aus leimfreien, massiven Holzbauelementen. In der äußeren Erscheinung wird diese Struktur durch zwei unterschiedliche Fassadentypen sichtbar: eine unbehandelte, vertikal gegliederte Lärchenfassade sowie zur Mangfall hin eine geflochtene Fassade aus ungeschälter, unbehandelter Weide, die direkt am Fluss wächst. Der Baukörper ist nicht streng geometrisch, sondern folgt in seiner Form dem Verlauf des Auwaldes. Er mäandert, legt sich an den wilden Bewuchs an und erscheint vom Uferweg aus eher wie ein großes Nest als wie ein klassisches Haus – ein Bild, das unserer architektonischen Intention sehr nahekommt.
Im Inneren sind sämtliche Oberflächen aus bauphysikalischen und raumklimatischen Gründen mit unterschiedlichen Lehmbau-Techniken ausgeführt. Ein Großteil der Wände besteht aus 2–3 cm starken Lehmputzen, die direkt auf die Holzkonstruktion aufgetragen wurden. In diese Schichten ist eine Wandheizung integriert, getragen von Schilfrohrmatten.
Die Trennwände zwischen den Gästezimmern sind als Hybridkonstruktionen aus Holz und Stampflehm ausgebildet. Die 7 cm starken Stampflehmelemente wurden vorgefertigt, schalltechnisch entkoppelt vor die Holzwände gesetzt und mit einer dazwischenliegenden Holzfaserplatte ergänzt. Durch die Wasserlöslichkeit des Lehms lassen sich die Fugen mit dem ursprünglichen Material nacharbeiten, sodass die Wände ihre monolithische Wirkung bewahren. Die Lehm-Kasein-Böden und feinen Lehmputze setzen warme, erdige Farbakzente und tragen wesentlich zur Atmosphäre der Räume bei.
Die Energieversorgung des Gästehauses erfolgt über Photovoltaikmodule auf dem extensiv begrünten Dach. Damit schließt sich für uns der Kreis eines Bauens, das Verantwortung für Mensch, Ort und Umwelt übernimmt.



