Hägi Wendls

Studio, 11. April 2025

Kategorie: Privat
Zeitraum: 2020-2023
Ort: Muntlix, Vorarlberg, Österreich
Architektur: ERDEN Studio
Projektleitung: Martin Mackowitz
Zusammenarbeit: BASEHabitat, Lehm Ton Erde

Das Projekt Hägi Wendls in Muntlix ist eine exemplarische Sanierung und Weiterentwicklung eines spätmittelalterlichen Bestandsgebäudes – mit dem Ziel, einen nachhaltigen, gemeinschaftlich nutzbaren Ort für Wohnen und Kultur zu schaffen. Die Planungs- und Bauphase wurde über mehrere Jahre gemeinsam mit Architekturstudierenden, Fachplanern und lokalen Handwerksbetrieben entwickelt und umgesetzt. Das Projekt verbindet sorgfältige Bestandserhaltung mit gezielter baulicher Transformation – etwa durch die Einrichtung eines Kulturraums im ehemaligen Heuboden oder durch den ressourcenschonenden Umbau des Wohntrakts. Als gefördertes Vorhaben mit starker Eigenleistung wurde ein Denkraum für zukunftsweisende, gemeinschaftsorientierte Baukultur geschaffen. Die Eingriffe orientierten sich am Prinzip des maximalen Erhalts, des selektiven Rückbaus und der Wiederverwendung vorhandener Substanz. Das Projekt wurde 2023 mit dem Vorarlberger Holzbaupreis in der Kategorie „Gesellschaftliche Relevanz“ ausgezeichnet und dient als Referenz für nachhaltige Sanierungsstrategien im ländlichen Raum.

Das Gebäude besteht aus einem historischen Wohntrakt und einer ehemals landwirtschaftlich genutzten Tenne, die neu als Kulturraum aktiviert wurde. Der räumliche Ausbau folgt einer Struktur der minimalen Intervention: Neue Grundrisslösungen wurden dort eingeführt, wo sie notwendig waren, ohne die Lesbarkeit der ursprünglichen Bauform zu beeinträchtigen. Der Wohnbereich bietet heute zwei eigenständige Einheiten, die jeweils auf großzügige, gemeinschaftlich genutzte Flächen Bezug nehmen. Der Kulturraum im Dachgeschoss der Tenne kann als Veranstaltungsraum für Konzerte, Vorträge oder gemeinschaftliche Aktivitäten genutzt werden. Die Räume sind funktional einfach, mit guter natürlicher Belichtung, klarer Erschließung und robuster Materialisierung. Der Umbau berücksichtigt unterschiedliche Nutzungsintensitäten, saisonale Anforderungen sowie eine niederschwellige Umnutzung – so konnte ein Haus mit Geschichte auf zeitgemässe Weise in das soziale und kulturelle Leben des Ortes eingebunden werden.

Die Sanierung basiert auf dem gezielten Zusammenspiel von vorhandener Bausubstanz, natürlichen Materialien und handwerklichen Verfahren. Der Wohntrakt wurde innen mit neuen Holzkonstruktionen ertüchtigt, die Dämmung erfolgt ausschließlich mit Lehm und Hackschnitzeln – vollständig diffusionsoffen und ohne Folien. Stampflehm kommt im Erdgeschoss als Bodenaufbau zum Einsatz, Lehmputze und Kalkoberflächen wurden ergänzt. Im Bereich der Tenne wurde der vorhandene Dachstuhl erhalten, verstärkt und mit Zellulose gedämmt. Neue Bauteile – Fenster, Geländer, Küchen, Einbauten – wurden aus Altholz, Schwarzstahl oder naturbelassenem Holz gefertigt. Viele Arbeitsschritte erfolgten in Eigenleistung und in enger Zusammenarbeit mit Studierenden des BASEhabitat-Studios der Kunstuniversität Linz. Die Bauweise bleibt in allen Details sichtbar und nachvollziehbar. Das Projekt zeigt exemplarisch, wie alte Bauten mit handwerklichem Wissen, lokalem Materialeinsatz und bewusstem Ressourcenumgang in ein neues Nutzungskonzept überführt werden können – ohne ihre Geschichte zu verlieren.

Ausführung:

DADO – Dominik Abbrederis (Bauleitung und Lehmbauarbeiten)
Frick & Schöch ZT GmbH (Tragwerksplanung)
Gerhard Hartmann (Baumeister / Sanierungsberatung)
Marte Holzbau (Zimmermann)
Tischlerei Manfred Bischof (Fenster)
Tischlerei Kassian Türtscher (Tischler)
Müller Ofenbau (Kachelofen)
Dorfinstallateur (Installationen)
Bianchini Anlagenbau (Elektrik)
Dachdeckerei Fricker (Dachdecker)
Eisenhauer Metallhandwerk (Schlosserei)

ERDEN Haus