Baukulturelle Vermittlung 

Schule, 12. November 2025

Wenn Baukultur zur Sprache kommt

Baukultur betrifft uns alle, da sie die Art und Weise prägt, wie wir unsere gebaute Umwelt wahrnehmen und gestalten. Sie beeinflusst nicht nur die Ästhetik und Funktionalität von Gebäuden, sondern auch die sozialen, kulturellen und ökologischen Aspekte unseres Lebens. Baukulturelle Entscheidungen haben Einfluss darauf, wie wir die Umgebung wahrnehmen und wie sich unser Alltag organisiert. Eine durchdachte Baukultur kann beispielsweise die Lebensqualität steigern, indem sie Räume schafft, die Begegnungen fördern und soziale Interaktionen erleichtern. Bereiche wie Freizeit, Nahversorgung, Gesundheit, Wohnen und Arbeiten sind entscheidend dafür, wie der Mensch sich innerhalb der gebauten Umwelt und seiner Gemeinschaft bewegt. Daher hat Baukultur eine breite Relevanz und geht uns alle etwas an. (Vgl. Feller, Abendstein, in Fantastische Hypothesen, 2025)

Baukulturelle Vermittlung spielt eine bedeutende Rolle bei der Förderung des Engagements in der Gemeinschaft. Es gibt Initiativen und Projekte, die auf diesem Gebiet gute Arbeit leisten. Genannt seien: Arkki School of Architecture in Finnland, das bilding in Innsbruck, das VAI in Dornbirn, Archijeunes in der Schweiz, Architektur Spielraum Kärnten sowie das Netzwerk Bink. Letzteres hat mit dem „Baukultur-Kompass“ zahlreiche Module ausgearbeitet, die sich leicht in den Lehrplan integrieren lassen. Es geht darum, das Sehen zu lernen, sich auszudrücken, zu benennen und zu beschreiben. Den Blick zu schärfen, um die Umwelt kritisch hinterfragen zu können. Letztlich mit dem Ziel, Kompetenzen zu erwerben, um aktiv an der kulturellen Landschaft mitzugestalten; Essentielle Unterrichtsziele der Fächer Technik und Design sowie Kunst und Gestaltung. 

Kinder haben ein intuitives Verhältnis zu Raum. Bauliche Bildung gibt die nötige Sprache, um zu erkennen, unterscheiden und letztlich mitzuentscheiden. 

Die Erden Schule richtet ihren Fokus auf Material, und schafft durch die Freie Lehm Arbeit Möglichkeiten um Räume intuitiv und haptisch zu begreifen. Dieser Prozess ist für alle geeignet. Es braucht keine Computerkenntnisse, oder Designprogramme, keine scharfen Werkzeuge, nur die eigenen Händen, gerne ein Modellierwerkzeug, vielleicht eine Gabel und ein Buttermesser . Daher ist es auch sehr unmittelbar und in der Arbeit sehr niederschwellig. Es ermöglicht eine Idee für ein Gebäude oder eine Landschaft innerhalb kürzester Zeit zu erschaffen. Die Beschaffenheit des Material Lehm ermöglicht die eigenen Gedanken und Ideen fließen zu lassen, oder auch schnell in Form bringen, oder wieder zu zerstören. Es erlaubt, das Innehalten, das Verändern und nacharbeiten. Es ist aber auch gleichzeitig kein „ zu“ schnelles Generieren von zahllosen Varianten. Es ist haptisch, und umfasst den ganzen Leib des Modellierenden. Flow Momente entstehen leicht. Indem der Mensch über seine Hände mit dem Material kommuniziert, wird der Entwurf unweigerlich zur visuellen Sprache.

Baukulturelle Vermittlung bedeutet für uns ein spielerisches Erkunden von Raum und Form.

 

Architektur, Raumgestaltung und Infrastruktur wirken und geben Impulse, auf Prozesse die stattfinden. Daher wird der Raum in pädagogischen Konzepten auch als dritter Erzieher bezeichnet. Dieses Potential spüren wir in der Arbeit mit Schüler:innen. Wenn sie ins Atelier der Erden Schule eintreten treffen viele neuartige Sinneseindrücke auf sie ein. Das erste Ankommen im Atelier geht meist einher mit einem Aufatmen seitens der Schüler:innen und vielfach auch der Lehrpersonen. Zeit und Musse, sich auf Neues einzulassen sind vorhanden.

Sowohl in der Freien Lehm-Arbeit als auch in der Baukulturellen Vermittlung legen wir Wert auf die Ergebnis-, Expressions-, und Erkenntnisoffenheit. Das Spielerische Schaffen ist wesentlicher wie Endergebnisse. Für die involvierten Erwachsenen bedeutet dies oft auch sich zurückzunehmen, und Wege der Erkenntnis nicht durch die eigene Erfahrung abzukürzen. Eine wertschätzende, beobachtende und ruhende Begleitung, in inspirierender Umgebung, mit Zeit und mentalen Freiräumen sehen wir als Grundvoraussetzung für kreativitätsförderndes ästhetisch-spielerisches Schaffen. Schließlich eine Bereicherung für das Individuum und die Gemeinschaft. 

Wer spielt, und Begrenzungen vergisst, der schafft Neues.

Lehm verbindet Menschen