ERDEN Haus

Kategorie: Privat
Zeitraum: 2020-2022
Ort: Schlins, Vorarlberg, Österreich
Architektur: ERDEN Studio
Projektleitung: Martin Mackowitz
Zusammenarbeit: Lehm Ton Erde GmbH
Das ERDEN Haus wurde als Prototyp für ein innovatives, konsequent nachhaltiges Wohngebäude entwickelt. Es entstand in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ateliergebäude des Lehmbauexperten Martin Rauch in Schlins und ergänzt dieses durch eine neue Wohnnutzung im Sinne einer qualitätsvollen Nachverdichtung. Ziel war es, neue Maßstäbe für das Bauen mit natürlichen Materialien zu setzen – sowohl in der Wahl der Baustoffe als auch in der baulichen Umsetzung. Die tragenden Wände bestehen aus vorgefertigten Stampflehmelementen, hergestellt zu 100 % aus dem Aushubmaterial des Bauplatzes. In Kombination mit Holzelementen für Dach und Decke, sowie einem hochwertigen ökologischen Materialkanon – Lehm, Schilf, Kalk, Holzwolle, Schafwolle, Kasein – wurde ein Gebäude geschaffen, das sowohl ökologisch als auch gestalterisch eine klare Haltung zeigt. Es ist ein realisiertes Beispielprojekt, das zeigt, was heute im nachhaltigen Hochbau technisch und architektonisch möglich ist.


Der eingeschossige, kompakte Baukörper mit klarer räumlicher Gliederung verbindet Wohnräume für eine Familie mit direkten Bezügen zum Außenraum und zum angrenzenden Atelier Rauch. Die räumliche Struktur ist so konzipiert, dass Rückzug und Offenheit gleichermaßen möglich sind. Durch großzügige Öffnungen, ausgewogene Proportionen und eine zurückhaltende Gestaltung entsteht ein ruhiger, lichtdurchfluteter Innenraum. Die massiven Stampflehmwände geben dem Raum Volumen, Stabilität und klimatische Qualität. Die Organisation orientiert sich an Alltagsfunktionen und erlaubt eine flexible Nutzung über den Lebenszyklus hinweg. Die räumliche und bauliche Anbindung an das bestehende Ateliergebäude fördert eine enge Verbindung zwischen Wohnen und Arbeiten und zeigt exemplarisch, wie sich Nachverdichtung und räumliche Qualität miteinander verbinden lassen.



Die Konstruktion des Hauses basiert auf vorgefertigten Stampflehmelementen, die aus dem eigenen Bauaushub hergestellt wurden. Die Elemente wurden präzise versetzt und bilden die tragende Hülle. In Kombination mit einem Dach- und Deckensystem aus Holz entsteht eine dauerhafte, diffusionsoffene Struktur mit hoher Speichermasse. Der Lehm wirkt regulierend auf Temperatur und Luftfeuchte, unterstützt durch eine Solaranlage und einen Holzofen. Die Wärmedämmung besteht aus Schilfmatten, der Außenputz aus natürlichem Kalk. Ergänzt wird das baubiologische Konzept durch ein extensiv begrüntes Flachdach und einen artenreichen Garten. Die verwendeten Materialien sind sortenrein, rückbaubar und stammen weitgehend aus regionalen Kreisläufen. Zahlreiche Handwerksbetriebe und innovative Planerinnen und Planer haben ihr Wissen eingebracht. Das Gebäude versteht sich als Beitrag zur Weiterentwicklung kreislaufgerechter Bauweisen und als Inspiration für zukünftige Projekte, die architektonischen Anspruch und ökologische Verantwortung verbinden.

Ausführung:
Lehm Ton Erde GmbH (Lehmbauarbeiten)
gbd constructive thinking (Tragwerksplanung)
Thomas Forte (Tragwerksplanung)
Amman Bau (Baumeister)
Dobler Holzbau (Zimmermann)
Tischlerei Manfred Bischof (Fenster)
Müller Ofenbau (Kachelofen)
Bianchini Anlagenbau (Elektrik)
Dachdeckerei Fricker (Dachdecker)
Phillipp & Helena (Kalkfassade)



